ZusammenhÀnge statt Schubladenwissen

Die jĂŒngste Elternfortbildung der Montessori Schule Herzogenaurach vermittelte am 17.3. Einblicke in die „kosmische Erziehung“.

Was hat der Handwerker Brobosso mit der Himmelsscheibe von Nebra zu tun? In Wirklichkeit nichts, in einer kosmischen ErzÀhlung sehr viel.

„Als Held der Geschichte“, so Lehrerin Sabine Kliem, nimmt der fiktive Brobosso die Montessori-Kinder sozusagen mit auf eine Reise in eine lange vergangene Zeit, als noch keine Sternwarte existierte, kein Flugzeug und keine internationale Raumstation. Die Kinder hören, dass sich die Bauern frĂŒher bei Aussaat und Ernte nach Mondphasen richteten, dass die ersten Metalle, die der Mensch bearbeitete Bronze und Gold waren, dass ein FĂŒrst Brobosso den Auftrag fĂŒr die Himmelsscheibe erteilte und dass die alten Ägypter dachten, die Sonne wĂŒrde mit einem Schiff ĂŒber den Horizont gefahren.

Solche Einblicke in universelles Lernen gaben Sabine Kliem, studierte ArchĂ€ologin, und ihre Lehrerkollegin, die Biologin Dr. Ira Zauner, bei der jĂŒngsten Online-Elternfortbildung der Montessori-Schule Herzogenaurach.

„Einzelheiten lehren bedeutet Verwirrung stiften. Die Beziehung zwischen den Dingen herstellen, bedeutet Erkenntnisse vermitteln.“ Dieses Zitat von Maria Montessori bildet sozusagen die Grundlage der kosmischen ErzĂ€hlungen. Davon gibt es sehr viele „kleine“, wie die zur Himmelscheibe von Nebra, die sich insgesamt sieben „großen ErzĂ€hlungen“ unterordnen. Die erste trĂ€gt den Titel „Entstehung des Universums“, es folgen „Gott hat keine HĂ€nde“, „Entwicklung des Lebens“, „Von den Pflanzen“, „Vom Kommen des Menschen“, „Der große Fluss“ und „Von Ochs und Haus“.

Statt „Schubladenwissen“, erklĂ€rte Dr. Zauner, werde versucht, den Kindern einen Blick „fĂŒr das große Ganze“ zu vermitteln, fĂŒr ZusammenhĂ€nge. Sie berichtete zum Beispiel davon, wie SchĂŒler:innen Rotkohl erst anpflanzten, dann ernteten, dann schnitten, die tolle Textur des GemĂŒses nachzeichneten, es auskochten, den Saft einfroren und schließlich fĂŒr chemische Experimente benutzten. Auch so etwas sei kosmischer Unterricht.

AltersmĂ€ĂŸig angepasst gibt es anspruchsvollere und weniger anspruchsvollere ErzĂ€hlungen, die bis einschließlich der sechsten Klasse jedes Jahr aufs Neue angeboten werden. Dr. Zauner: „Es geht darum, das kindgerecht zu erzĂ€hlen, aber nicht kitschig.“ Je nachdem, was die Kinder gerade besonders interessiert, könnten sie sich in der umfangreichen kosmischen Bibliothek der Schule bedienen.

Sabine Kliem bedauerte, dass die Elternfortbildung wegen Corona nur online stattfinden konnte. „Kosmische ErzĂ€hlungen brauchen nĂ€mlich eigentlich die Interaktion mit den Zuhörern und viel Platz, weil es dazu so viele Materialien gibt.“ Im Unterricht, so Kliem, kommt zum Beispiel ein 30 Meter langes Band zum Einsatz, auf der die Entwicklung des Lebens dargestellt wird. Vom Urknall bis zur Himmelsscheibe des Handwerkers Brobosso und darĂŒber hinaus bis in die Neuzeit ist es ja auch ein weiter Weg.

Herzlichen Dank an Kurt Heidingsfelder (AK Öffentlichkeitsarbeit) fĂŒr den Bericht.