Bericht zur Elternfortbildung „Sicherheit statt Stress” am 08. Mai 2023

Wenn die innere Alarmglocke schrillt, wie reagieren wir dann richtig? Das war Thema bei der Elternfortbildung “Sicherheit statt Stress” am 8. Mai 2023 in der Mensa der Montessori Schule Herzogenaurach.

Diplom-Psychologin Ilona Schwertner-Welker riet dazu, familiäre Stress-Situationen nicht nur negativ zu sehen, sondern auch als Chance, den Kindern wie in einer Art Trainingslager zu zeigen, wie sie ihre Gefühle regulieren können.

Dabei spielt die allererste – nonverbale – Reaktion der Eltern eine entscheidende Rolle. Zieht Mama ein Gesicht oder schaut sie entspannt? Hat Papa eine verkrampfte Körperhaltung? “Es kommt gar nicht so sehr drauf an, was ich in einer Stress-Situation zu meinem Kind sage – sondern wie”, betont Schwertner-Welker.

Wenn es dann ans Sprechen geht, fahren die Eltern gut damit zunächst das Gefühl zu benennen, in dem sie ihren Sohn oder ihre Tochter gerade erleben. “Du bist ganz schon aufgebracht” oder “das nervt dich jetzt” sind hilfreiche Sätze. Das Kind fühlt sich gesehen und damit wieder ein bisschen mehr in Sicherheit. “Denn unser Nervensystem scannt die Umwelt unentwegt auf Gefahren ab”, meint die Diplom-Psychologin, die ihre Thesen mit einigen neurobiologischen Fakten untermauert.

Meldet die rechte Gehirnhälfte “Gefahr”, weil zum Beispiel der Selbstwert eines Kindes angegriffen werden könnte, kann die linke Hälfte, die vor allem für “Neugier und Entdeckungen” zuständig ist, nicht mehr frei walten. Ein Beispiel ist die Angst davor, in einer Prüfung bewertet oder beim Referat ausgelacht zu werden. Hier können Eltern dabei unterstützen, dem Kind mehr grundsätzliche Sicherheit zu geben. Aber wie?

Zunächst ist eine gute Bindung hilfreich, die sich im ersten Lebensjahr des Kindes entwickelt. “Die Melodie des Lebens gut gebundener Kinder besagt zum Beispiel, dass sie sich auf andere Menschen verlassen können – nach dem Motto: Zur Not hole ich mir halt Hilfe.” Das sorgt fĂĽr ein grundsätzlich entspannteres Wesen. Denn Stress-Empfinden ist natĂĽrlich auch persönlichkeitsabhängig.

Ein weiter Tipp: “Nicht zu viel reden”. Eltern appellieren häufig zu sehr an den Verstand des Kindes, meint Ilona Schwertner-Welker.  â€śStress entsteht zwar im Kopf, hat aber Auswirkungen auf den ganzen Körper.” Der schaltet nämlich in den Fluchtmodus.  â€śSprechen Sie also den Bauch an.” Lockerungs- und EntspannungsĂĽbungen sind möglich oder ein Spiel.

Wenn die Sache ganz akut ist, helfen folgende kleine Übungen: tiefes, langes Ausatmen, die eigenen Lippen berühren, Gähnen, Summen oder Lächeln. “Entspannte Muskeln senden an die Alarmzentren des Gehirns, dass alles sicher ist.” Dann hört die Glocke auf zu schrillen.

Wir danken Ilona Schwertner-Welker fĂĽr den interessanten Vortrag und Claudia Freilinger vom AK Ă–ffentlichkeitsarbeit fĂĽr den anschaulichen Bericht dazu.