Trotz Beschränkungen ermöglichte die Montessori-Schule heuer
wieder einen Rundgang durch die Klassenzimmer
Herzogenaurach. Deutschland steuert auf den nächsten Lockdown zu. Trotz der
sich zuspitzenden Corona-Lage öffnete die Montessori-Schule in
Herzogenaurach interessierten Familien kürzlich erneut ihre Türen — eben so
weit wie möglich. Und der Run auf die Privatschule ist ungebrochen.
Seine künftige Schule erkundet Carl eher zögernd, am Arm der Mama. Die
bunten Montessori-Lernmaterialien, auf die sich andere Kinder regelrecht
stürzen, scheinen den Fünfjährigen noch nicht wirklich zu faszinieren. Erst ein
Mikroskop im Technikraum gewinnt seine ganze, stille Aufmerksamkeit.
Carl wirkt etwas schüchtern, so wie sein älterer Bruder Mika (7), den seine Eltern
auch deswegen auf die Montessori-Schule nach Herzogenaurach schickten.
Vera und Sören Kache aus Fürth (beide 38) hatten Bedenken, ihr einerseits
etwas introvertierter Erstgeborener, der andererseits schon früh las und sich
vielseitig interessiert zeigte, könnte an einer Regelschule untergehen.
Sie wollen, dass ihre Kinder in ihrer Individualität gefördert werden. Erst Mika, ab
nächstem Jahr Carl und irgendwann auch Inga (2).
Die Kaches werden von Pädagogin Sabine Kliem durch die modernen
Unterrichtsräume geführt. Neben den Klassenzimmern mit digitalen Whiteboards
gibt es unter anderem auch Rückzugsräume, in denen die Kinder lesen oder in
kleinen Gruppen etwas besprechen können.
Vor Corona durften die Besucher das Schulhaus am Tag der offenen Tür
selbstständig erkunden. Diesmal waren nur Kleingruppen von Geimpften oder
Genesenen erlaubt. Immerhin, im Vorjahr fand die Schulpräsentation noch
ausschließlich online statt.
Insgesamt 65 Familien hatten sich heuer vorab im Internet für einen Rundgang
angemeldet. Etwa 25 Plätze werden jedes Jahr an der „Monte“ in der Lohhofer
Straße 32 frei. Die Nachfrage ist inzwischen ungefähr dreimal so hoch wie das
Angebot.
Lehrerin Christin Schmid zeigt den Kaches eine Art Schachbrett aus Stoff, mit
dem sich Multiplikationen durchführen lassen. „Das ist ein prima
Konzentrationstraining“, findet die ehemalige Gymnasiallehrerin. Ob die
alternative Schulform nach Maria Montessori letztlich das gewünschte
Erziehungsergebnis zeitigt, hängt für Christin Schmid maßgeblich von der
Einstellung der Eltern ab. „Wichtig ist, hinter dem Konzept zu stehen.“ Viele
Kinder fänden die Monte entspannter als die Regelschule, meint die Lehrerin.
Schließlich gebe es keine Noten. „Aber man muss sich das Kind gut
anschauen.“ Soll heißen: Selbstorganisiertes Lernen liegt nicht jedem und will oft
auch gelernt sein.
Schüler, die dieses Montessori-Grundprinzip indes verinnerlicht haben, hätten im
Home-Schooling grundsätzlich weniger Probleme als andere, vermutet Susanne
Hehn. Wie so viele in diesen Tagen, hofft auch die Vorständin des Trägervereins
freilich inständig, dass sich die Zustände aus dem vergangenen Schuljahr nicht
wiederholen.
Nach einer knappen Stunde hat es der kleine Carl geschafft, die Führung ist für
ihn und seine Familie zu Ende. Seine Eltern musste die Monte nicht mehr
überzeugen, sie sind bereits im Elternbeirat und in Arbeitskreisen engagiert. Wie
er selbst über seine künftige Schule denkt, bleibt diesmal noch das Geheimnis
des Fünfjährigen aus Fürth. Bis er hier täglich aufs Leben als Erwachsener
vorbereitet wird, gehen ja auch noch etliche Monate ins Land.
Für die Eltern gibt es noch einen weiteren Termin auf dem Weg zum Schulplatz:
den Infoabend am 17.01.2022 um 19:30 Uhr, wieder mit Anmeldung über die
Homepage Veranstaltungen (monte-herzo.de)
Kurt Heidingsfelder für die Montessori Schule Herzogenaurach
22.11.2021