Am 12.12.22 füllte sich die Mensa der Montessori Schule Herzogenaurach fast bis zum letzten Platz. Vor allem das Interesse der neuen, angehenden Monte-Eltern war groß. Alle waren gespannt, was hinter „Montessori zu Hause“ steckt. Ich selbst – „Monte Mama“ seit einem Jahr – dachte im ersten Moment an Tipps zum Lernen mit Monte Materialien zu Hause, Übungszeit im klassischen Sinne. Christina Weiß und Stéphanie Geyer, die in der Primar- und Sekudarstufe unterrichten, zielten aber darauf ab, wie Eltern ihre Kinder unterstützen können, die Prinzipien der Montessori Pädagogik im Alltag auszuprobieren und zu praktizieren – auf dem Weg zu Selbstständigkeit und Eigenverantwortung.
„Montessori leben“ fängt zu Hause an, so startete Frau Weiß. Eltern können ihre Kinder in unterschiedlichster Weise zu Hause mithelfen lassen, sei dies beim Tisch decken, Pausenbrot vorbereiten, kleinen Reparaturen, Gartenarbeit, kochen und backen. Es könne ein gemeinsamer Speiseplan erstellt werden mit den Kindern, für Rezepte Zutaten geplant und abgemessen, Einkaufszettel geschrieben werden. Kinder könnten den Umgang mit Geld ganz praktisch lernen. Einfach Kinder im Supermarkt bei Großeinkäufen mit Bargeld bezahlen lassen – ich sehe bildlich viel Zuspruch seitens anderer Mitstreiter an der Kasse! Aber darum gehe es auch, sich Zeit zu nehmen als Erwachsener, damit die Kinder selbst Aufgaben übernehmen können und als Eltern bitte entspannter werden und nichts Perfektes erwarten! Socken-Memory sei gut für die Feinmotorik der Kinder und eine zeitlang durchaus spannend. Frau Geyer ermutigte die Eltern, Kinder z.B. mit putzen oder selbst die Betten überziehen zu lassen. Mit etwas Geduld seitens der Eltern könne das jedes Kind lernen. Die Kinder seien stolz darauf und glücklich, es alleine geschafft zu haben. Wichtig sei es, eine vorbereitete Umgebung zu schaffen, z.B. Bilder an die Schubladen für jüngere Kinder zu kleben, damit sie selbstständig den Tisch decken können oder Hocker in verschiedenen Größen je nach Alter der Kinder vorzuhalten und kleine Kisten im Bad für unterschiedliche Utensilien.
„Geben Sie Ihrem Kind Freiräume für Entscheidungen“, empfahl Frau Geyer. So könne man mit den Kindern den Wetterbericht für die kommende Woche ansehen und es Kleider für jeden Tag im Voraus zusammen stellen lassen. Frau Geyer schob nach: „Halten Sie die Auswahl klein. Das macht es leichter.“ Freiräume seien gut, müssten aber auch gut vorbereitet und geplant sein. So könne man seinem Kind rechtzeitig Bescheid geben, wieviel Zeit bis zum Ins-Bett-gehen und was noch zu tun sei und das Kind dann entscheiden zu lassen, wie es die restliche Zeit nutzen möchte.
In der Montessori Schule gibt es zum selbstständigen Arbeiten unterschiedliche Formate. Besonders beliebt war in der Weihnachtszeit der „Lebendige Adventskalender“. Jeden Tag durfte ein Kind für den Lebendigen Adventskalender etwas vorbereiten – Gedichte vortragen, eigene Geschichten vorlesen, Bastelaktionen auf die Beine stellen, der Fantasie der Kinder waren keine Grenzen gesetzt. Ein Highlight jedes Jahr ist das Projekt „Chaperon“. Hierbei organisieren Kinder ab der 3. Klasse Ausflüge in kleinen Gruppen begleitet durch Eltern. Die Kinder entscheiden selbst, wo es hingeht, planen Fahrzeiten, -mittel und die Ausgaben anhand eines vorgegebenen Budgets. Die Eltern begleiten, halten sich aber im Hintergrund. „Wenn die in den falschen Zug einsteigen, steigen Sie mit ein!“, klärte Frau Weiß auf. Ist auch schon so passiert, aber letztendlich kamen alle wohlbehalten an der Schule an. Später gibt es eine Nachbesprechung. Mit der Sekundarstufe wurde im Dezember ein Ausflug zur Kundgebung freier Schulen in München organisiert. Bei 10.000 Teilnehmern war nicht nur den Pädagogen mulmig, als sich die Kundgebung auflöste. Auch hier ging das Konzept auf, die Kinder passten aufeinander auf. „Wenn es darauf ankommt, klappt es auch!“, so Frau Geyer. Die Kinder wachsen an ihren Aufgaben und übernehmen Verantwortung.
Am Ende ging ich bereichert und mit vielen neuen Ideen nach Hause. Frau Weiß und Frau Geyer standen noch für Fragen zur Verfügung und auch ich hatte das eine oder andere interessante Gespräch mit „neuen Eltern“. Der Abend hat Lust gemacht auf Montessori zu Hause – und in der Schule!
Wir danken Julia Schlichting vom Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit für diesen Bericht und Christina Weiss und Stéphanie Geyer für diese interessante Elternfortbildung!
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